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Karl-Marx-Monument

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Dieser Artikel beschreibt das Monument in Chemnitz. Für das Denkmal in Fürstenwalde siehe Karl-Marx-Monument (Fürstenwalde).
Karl-Marx-Monument in Chemnitz
Nachtaufnahme

Das Karl-Marx-Monument ist eine 7,10 Meter (mit Sockel über 13 Meter) hohe und ca. 40 Tonnen schwere Plastik, die den Kopf von Karl Marx stilisiert darstellt.[1] Es ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Chemnitz und befindet sich im Stadtzentrum an der Brückenstraße nahe der Kreuzung zur Straße der Nationen. Bei diesem Denkmal handelt es sich, nach dem 60 cm höheren Lenin-Kopf in Ulan-Ude, um die zweitgrößte Porträtbüste der Welt.[2] Auf der hinter dem Monument gelegenen Wand an der „Parteisäge“ (umgangssprachlich für das Gebäude des ehemaligen Rates des Bezirkes, mit seiner sägezahnförmig fortgeführten Bebauung, die in den 1980er Jahren der SED-Bezirksleitung als Domizil diente) sieht man den Schriftzug „Proletarier aller Länder vereinigt euch!“ aus dem Kommunistischen Manifest in den vier Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch. Diese Wand gestaltete ein Künstlerkollektiv, an dem der Grafiker Helmut Humann beteiligt war.

Bezeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Namen Karl-Marx-Monument existieren auch die Bezeichnungen Karl-Marx-Kopf und dor Nischl.[3] Nischel ist der lokale Spitzname für das Denkmal und leitet sich aus der mitteldeutschen Bezeichnung für Kopf bzw. Schädel ab. Das Areal mit dem Monument wurde darum im Volksmund auch „Schädelstätte“ genannt[4] – eine Anspielung auf den Ort der Kreuzigung Jesu, dessen hebräisches Wort „GolgathaLuther mit „Schädelstätte“ übersetzte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erschaffung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Briefmarke mit Karl-Marx-Monument

Die Stadt und der Bezirk Chemnitz wurden nach dem Zweiten Weltkrieg am 10. Mai 1953 in Karl-Marx-Stadt umbenannt. Diese Umbenennung war der Grundstein für die Umwandlung der Industriestadt in eine „Sozialistische Musterstadt“. Damit wurde auch der Wiederaufbau der Stadt nach Plänen des sozialistischen Städtebaus eingeleitet. Mit einem Monument zu Ehren des Namensgebers der Stadt sollte diese Umwandlung in eine Stadt sozialistischen Typs verkörpert werden.

Für die Erstellung einer solchen Plastik wurden von dem sowjetischen Bildhauer Lew Kerbel 17 Grundentwürfe vorgeschlagen, von denen nur eines dem des eigentlich umgesetzten Monuments eines Kopfes auf einem Sockel entsprach. Alle anderen Entwürfe waren als ganzheitliche Darstellungen des Körpers von Karl Marx konzipiert. Die Entscheidung fiel für die alleinige Darstellung des Kopfes, da der Betrachter bei einer Ganzkörperdarstellung in Kopfhöhe die Schuhe des Philosophen gesehen hätte.

Das Monument wurde Monate vor der Errichtung in Karl-Marx-Stadt in der Kunstgießerei Monument Skulptura in Leningrad in Bronze gegossen und dann in 95 Einzelteile zerlegt. In Karl-Marx-Stadt sollten diese Einzelteile wieder zusammengeschweißt werden, doch die sowjetische Technik war nicht geeignet, sodass man sich entschloss, den Auftrag an den VEB Germania zu übertragen, da sonst ein Auseinanderreißen der zusammengeschweißten Teile zu befürchten war. Das Denkmal steht auf zwei Sockeln, die mit Korninskij-Granit, benannt nach der Abbauregion in der Südukraine, plattenartig überdeckt sind.

Am 9. Oktober 1971 wurde das Denkmal für den Verfasser des Kommunistischen Manifests vor rund 250.000 Menschen eingeweiht, die sich auf der am Monument entlang führenden Karl-Marx-Allee (im Volksmund auch als „Nischelgasse“ oder „Schädelgasse“ bezeichnet), heute wieder Brückenstraße, befanden. Anwesend bei der Enthüllung des neuen Wahrzeichens der Stadt waren unter anderem Erich Honecker und Robert-Jean Longuet, Urenkel von Karl Marx[5]. Das Symbol der Stadt Karl-Marx-Stadt war auch Motiv der häufig genutzten Briefmarke zu 35 Pfennigen, das dem Briefporto in die damalige Bundesrepublik Deutschland entsprach, der Dauerserie Aufbau in der DDR.

Spätere Ereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

FDJ-Versammlung am Abend des 9. Oktober 1971, dem Tag der Einweihung

Als Wahrzeichen der Stadt Karl-Marx-Stadt diente es bei Festtagen der DDR als Kulisse für Festzüge und andere Massenveranstaltungen. Dieses Symbol des Sozialismus ist der Stadt Chemnitz auch nach der deutschen Wiedervereinigung erhalten geblieben, obgleich mit der Umbenennung in den früheren Stadtnamen ein Abriss des Denkmals heftig diskutiert wurde. Zahlreiche Städte aus aller Welt meldeten Interesse an einem Kauf des Denkmals an, es gab bereits Diskussionen über einen Verkauf nach Köln. Bis 2007 lautete der Wahlspruch der Stadt „Stadt mit Köpfchen“ und bezog sich dabei auf das Monument.

Ein Projekt des litauischen Künstlers Deimantas Narkevicius sah vor, den Kopf 2007 für die Dauer der Ausstellung Skulptur.Projekte nach Münster zu schaffen und dort auszustellen. Dies, wie auch die Anfertigung einer Kopie für Münster, scheiterten am Veto der Stadt Chemnitz, Kerbels Witwe hatte zugestimmt.[6] Studenten der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz und des Fachbereiches Angewandte Kunst Schneeberg der Westsächsischen Hochschule Zwickau planten am Originalstandort in Zusammenarbeit mit der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz eine temporäre Einhausung des Monuments und Begehbarmachung des Kopfes von innen. Das Kunstprojekt unter dem Titel „Temporary Museum of Modern Marx“ wurde am 17. Juni 2008 – eine Anspielung auf den Volksaufstand am 17. Juni 1953 – gestartet und war bis zum 31. August 2008 – eine Anspielung auf den 31. August 1990 als Datum der Unterzeichnung des deutsch-deutschen Einigungsvertrags – zugänglich.[7]

Von Ende 2011 bis zum 4. April 2012 wurden Sanierungsmaßnahmen des Sockels durchgeführt. Dort waren durch in die Plattenfugen eingedrungenes Wasser und Staufeuchte Schäden am Belag und am Beton entstanden. Im März 2013 drehte die Band Seeed ihr Musikvideo zum Song „Deine Zeit“ am Karl-Marx-Monument in Chemnitz.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Karl-Marx-Monument in Chemnitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. MDR, 4. September 2009: Stadt bittet Einwohner um ihre Meinung. Möbelhaus wirbt mit dem "Nischel"
  2. Leipziger Volkszeitung vom 9. Oktober 2011: Eklat zum "Nischel"-Geburtstag - Chemnitzer Karl-Marx-Kopf ist doch nicht der größte; abgerufen am 17. November 2016.
  3. Das Parlament, Ausgabe 32-34 2012: Vom Leben unterm Nischel
  4. taz: Chemnitz – Wo Karl Marx raucht, 6. Juli 2010
  5. http://members.futureprojects.info/chemnitz09114/chemnitz06.htm
  6. Mitteldeutsche Zeitung: Münster darf den Nischel nicht kopieren
  7. marxmonument.de: Geschichte des Monuments

Koordinaten: 50° 50′ 9″ N, 12° 55′ 24″ O