Hessisches Landesmuseum Darmstadt

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Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt
Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt.
Daten
Ort Darmstadt, Deutschland
Art Universalmuseum
Architekt Alfred Messel
Eröffnung 1906 (Ersteröffnung), 1955 (Wiedereröffnung nach dem Krieg), 2014 (Wiedereröffnung nach Umbau)
Leitung Theo Jülich
Website www.hlmd.de
ISIL DE-MUS-033718

Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt (kurz HLMD), eines der ältesten öffentlichen Museen Deutschlands, ist ein Universalmuseum mit umfangreichen ständigen Sammlungen; daneben finden Sonderausstellungen statt. Es zählt zu den großen Museen Deutschlands und vereinigt zahlreiche unterschiedliche Sammlungen aus den Bereichen Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte.

Das Hauptgebäude des Museums am Friedensplatz bzw. Karolinenplatz in Darmstadt ist seit dem 13. September 2014 nach umfassender Bau- und Sanierungsarbeiten neu eröffnet.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt
Haupteingang Hessisches Landesmuseum
Symbol zur Sanierung des Museums

Das Museum geht auf eine Stiftung des Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt aus dem Jahre 1820 zurück, der seine Kunst- und Naturaliensammlung in das Eigentum des Staates übergab. Die Sammlungen waren seit dem 17. Jahrhundert von den Landgrafen von Hessen-Darmstadt kontinuierlich aufgebaut worden und konnten in den Folgejahren durch Ankäufe und Schenkungen bedeutend erweitert werden.

1817 wurde die Sammlung vom alten Residenzschloss in das Neue Schloss verlegt. Ab 1828 arbeitete der Naturforscher Johann Jakob Kaup (1803–1873) im Museum. Er gilt als ein Pionier der Paläontologie und untersuchte und beschrieb zahlreiche Fossilienfunde.

Ein Neubau wurde ab 1855 immer notwendiger, da die Sammlungen stetig weiter wuchsen. Ein 1892 durchgeführter Architektenwettbewerb brachte keine befriedigenden Ergebnisse. Das Gebäude, das heute die Sammlungen beherbergt, wurde schließlich 1897 auf Veranlassung von Großherzog Ernst Ludwig durch den Architekten Alfred Messel, der sich in Berlin mit Ideen zur Planung eines Idealmuseums profiliert hatte, erbaut und konnte 1906 seiner Bestimmung übergeben werden. Unter der Einflussnahme des Großherzogs übernahm Messel von Louis Remy de la Fosse die nicht ausgeführte Idee eines Turmentwurfs für das Schloss. Im Inneren des Baus sollten die historischen Zusammenhänge durch Schauräume wie den Romanischen Gang, die Gotische Kirche und den Mittelalterlichen Hof veranschaulicht werden. Seit 1912 stehen vor dem Museum zwei Fahnenmasten und zwei bronzene Löwen nach den Entwürfen von Heinrich Jobst.

1924 stiftete Freiherr Maximilian von Heyl, der dafür zum Ehrenbürger Darmstadts ernannt wurde, eine bedeutende Sammlung von Gemälden Arnold Böcklins, die zum Schwerpunkt der Galerie des 19. Jahrhunderts wurde.

Die Kunsthistorischen Sammlungen, insbesondere die Graphische Sammlung und der Bestand an deutschen Gemälden des Expressionismus, erlitten in der Zeit des Nationalsozialismus empfindliche Einbußen. Das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs durch Bombardierung schwer beschädigt (siehe auch Geschichte der Stadt Darmstadt, Luftangriff auf Darmstadt (Brandnacht)), die wichtigsten Exponate waren allerdings vorher ausgelagert und somit gerettet worden.

1955 wurde das Museum wiedereröffnet. Es folgten weitere bedeutende Erweiterungen der Sammlung, beispielsweise der Block Beuys von Joseph Beuys sowie eine umfangreiche Sammlung von Werken seines Schülers Blinky Palermo. Die geologisch-paläontologische Sammlung wurde mit Funden aus der Grube Messel grundlegend erneuert. Anfang der 1970er Jahre wurde das Dachgeschoss ausgebaut. 1984 wurde das Museum um einen Erweiterungsbau für die Kunst des 20. Jahrhunderts ergänzt. Der 1. Preis eines Architektenwettbewerbes aus dem Jahr 2004 zur Sanierung und Erweiterung des Hessischen Landesmuseums sah den Abriss und Ersatz dieses Erweiterungsbaus vor, wurde aber doch nicht abgerissen, sondern „ertüchtigt“. Das HLMD war wegen dieses Umbaus vom 30. September 2007 bis zum 12. September 2014 geschlossen.[2]

Leitung

Die wichtigsten Exponate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naturkundliche Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prachtkäfer mit noch schillernder Färbung aus der Grube Messel

Das Museum verfügt über eine Sammlung großer Wirbeltier-Fossilien aus der Grube Messel. In einer langfristig angelegten Sonderausstellung werden ferner fossile Pflanzen und Insekten ausgestellt; zum Teil bunt schillernd, vermitteln sie zugleich einen Eindruck von ihrer individuellen Schönheit. Weiterhin wird ein komplett erhaltenes Skelett eines Mastodons aus den USA gezeigt.

Raritäten sind auch fossile Säugetierreste aus etwa zehn Millionen Jahre alten Ablagerungen (Dinotheriensande) des Ur-Rheins in Rheinhessen. Als wissenschaftlich besonders wertvoller Fund gilt der 1820 entdeckte etwa 28 Zentimeter lange Oberschenkelknochen eines Menschenaffen (Paidopithex rhenanus) aus Eppelsheim. Dieser gilt weltweit als der historisch erste Fund eines fossilen Menschenaffen.

Das Landesmuseum beherbergt auch die europaweit größte Sammlung der Menschheitsgeschichte in Modellen, unter anderem ist seit 2005 eine Rekonstruktion des Urmenschen Kenyanthropus platyops zu sehen.

Die zoologische Abteilung ist besonders durch ihre zehn historischen Dioramen bekannt, welche mit der Errichtung des Museumsbaus konzipiert und konstruiert wurden. Sie zeigen sowohl europäische Lebensräume (z. B. Nordseeküste, Alpen, Flussufer), als auch die Faunen von Kontinenten (Afrika, Asien, Australien, Südamerika). Letztere Kontinental-Dioramen sind in ihrer Konstruktion weltweit einzigartig, weil sie die Fauna eines gesamten Kontinents in einer stark abstrahierten Landschaft darstellen. Aufgrund ihres hohen historischen Werts wurden die Dioramen 2007 bis 2014 restauriert, wobei der Ursprungszustand erhalten oder wieder hergestellt werden sollte.

Herausragende zoologische Exponate sind zudem Präparate verhältnismäßig rezent ausgestorbener Tierarten, wie z. B. Quagga, Beutelwolf, Stellersche Seekuh, Elfenbeinspecht, Riesenmoa, Solitär, Lappenhopf und Paradiessittich. Zudem besitzt die zoologische Abteilung eine große Zahl montierter Wirbeltierskelette, u. a. ein an der Decke montiertes Skelett eines Zwergwals.

Kunst- und kulturhistorische Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Älteste Darmstädter, das Skelett eines in der typischen Hockerstellung beigesetzten jungen Mannes, wurde 1926 gefunden und wird der Glockenbecherkultur zugeordnet, die ab 2000 v. Chr. durch Funde im Darmstädter Raum zu belegen ist.

Zu den bedeutendsten Funden der Römerzeit gehört das Oceanus-Mosaik aus den Römischen Thermen Bad Vilbel, das einen kompletten Raum einnimmt. Ebenfalls in der römischen Abteilung befindet sich der Leugenstein aus Kleestadt sowie eine Ritzinschrift auf einem Hypokaustziegel von der Römischen Villa Haselburg.

Block Beuys ist eine umfangreiche Sammlung von Plastiken und Arbeiten auf Papier des deutschen Künstlers Joseph Beuys im HLMD, die sieben Räume umfasst. Der Künstler installierte diesen Werkkomplex 1970.

Übersicht der ständigen Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kunstgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ur- und Frühgeschichte
  • Griechische und römische Archäologie
  • Mittelalterliche Kunst und Glasmalerei
  • Mittelalterliche Elfenbeinarbeiten und Altargemälde unter anderen die Sammlung Adolf von Hüpsch
  • Kunsthandwerk
  • Kunst des Barock
  • Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts
  • Werkkomplex Joseph Beuys (Block Beuys) (Installation in sieben Räumen.)
  • Sammlung Simon Spierer: Ein Wald der Skulpturen (40 Exponate in drei Räumen.)
  • Graphische Sammlung mit Studiensaal
  • Physikalisches Kabinett und historische Musikinstrumente

Geologie/Paläontologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zoologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dioramen (heimische Lebensräume + tiergeografische Gruppen)
  • Ausgestorbene Tiere (z. B. Quagga, Beutelwolf, Elfenbeinspecht etc.)
  • Systematische Sammlung mit Schwerpunkten bei Vögeln und Säugetieren
  • umfangreiche Skelettsammlung

Mineralogie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mineralogische Sammlungen

Projekte/Kooperationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schader-Stiftung und das Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigen seit Februar 2007 gemeinsame Ausstellungen unter dem Titel Bilder gesellschaftlichen Wandels. Die auf die Verbindung von Gesellschaftswissenschaften und Praxis zielenden Fragestellungen und Forschungsfelder der Schader-Stiftung stehen im Dialog mit der Geschichte, den Themen und Motiven der Kunst. Basis dieser Ausstellungen sind die reichen Bestände an Gemälden, Skulpturen und Arbeiten auf Papier des Hessischen Landesmuseums. Erarbeitet wurden bislang folgende Ausstellungen: Die fremde Landschaft (2007), Feldforschung Stadt: 29 Antworten (2007/2008), Skulptur Raum Darmstadt (2008), Stadtmensch – Zeitsprung (2008/2009), Stadt – Bild – Konstruktion (2009), verborgen : gesehen (2009/2010), Anny und Sibel Öztürk. from inner to outer shadow (2010), Gegen den Krieg (2010) und Ansichten des Ich (2011/2012).

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2016: Chic!. 15. Juli bis 16. Oktober 2016, Katalog.[4]
  • 2017: DIALOGE 06. Human Network: Christine & Irene Hohenbüchler, in der Galerie der Schader-Stiftung

Außenstellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das HLMD hat mit der Volkskundlichen Sammlung und der Abteilung für Volkskunde eine Außenstelle im Museumszentrum Lorsch sowie die Außenstelle für Schriftguss, Satz- und Druckverfahren in Darmstadt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Bott: Das Museum der Zukunft. Festschrift zur 150-Jahrfeier der Verkündung der Stiftungsurkunde des Hessischen Landesmuseums Darmstadt 1820–1970. Darmstadt 1970.
  • Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Hrsg.): Das Hessische Landesmuseum Darmstadt: Museumsführer. Schnell & Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3795428754.
  • Theo Jülich: Alfred Messel und sein Darmstädter Landesmuseum: Geschichte und Architektur. Schnell & Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3795428976.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Hessisches Landesmuseum Darmstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pressemitteilung des Museums vom 14. Juli 2014, abgerufen am 15. Juli 2014
  2. Katinka Fischer: Von der Arche Noah in die Kirche. In: FAZ.net. 13. September 2014, abgerufen am 7. Dezember 2015.
  3. DarmstadtNews.de vom 20. März 2013: Dr. Theo Jülich wird Direktor des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, abgerufen am 26. September 2015
  4. Dann mach ich mir 'nen Schlitz ins Kleid in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 7. August 2016, Seite R5

Koordinaten: 49° 52′ 29″ N, 8° 39′ 11″ O