Pullach im Isartal

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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Pullach im Isartal
Pullach im Isartal
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Pullach im Isartal hervorgehoben
Koordinaten: 48° 4′ N, 11° 31′ O
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: München
Höhe: 583 m ü. NHN
Fläche: 7,4 km2
Einwohner: 8978 (31. Dez. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 1213 Einwohner je km2
Postleitzahl: 82049
Vorwahl: 089
Kfz-Kennzeichen: M, AIB, WOR
Gemeindeschlüssel: 09 1 84 139
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Johann-Bader-Str. 21
82049 Pullach im Isartal
Webpräsenz: www.pullach.de
Bürgermeisterin: Susanna Tausendfreund (Grüne)
Lage der Gemeinde Pullach im Isartal im Landkreis München
Starnberger See Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Landkreis Ebersberg Landkreis Erding Landkreis Freising Landkreis Fürstenfeldbruck Landkreis Miesbach Landkreis Rosenheim Landkreis Starnberg Landkreis Weilheim-Schongau Landkreis Dachau München Forstenrieder Park Grünwalder Forst Brunnthal Höhenkirchen-Siegertsbrunn Perlacher Forst Aschheim Aying Baierbrunn Brunnthal Feldkirchen (Landkreis München) Garching bei München Gräfelfing Grasbrunn Grünwald Haar (bei München) Höhenkirchen-Siegertsbrunn Hohenbrunn Ismaning Kirchheim bei München Neubiberg Neuried (bei München) Oberschleißheim Ottobrunn Planegg Pullach im Isartal Putzbrunn Sauerlach Schäftlarn Straßlach-Dingharting Taufkirchen (bei München) Unterföhring Unterhaching Unterschleißheim OberhachingKarte
Über dieses Bild
Pullach vom östlichen Isarufer gesehen
Pullach am Isarhochufer

Pullach im Isartal (amtlich: Pullach i.Isartal) ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis München. Die östliche Gemeindegrenze wird von der Isar markiert, an deren linkem Ufer Pullach liegt. Bekannt ist Pullach als Sitz des Bundesnachrichtendienstes (BND).

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pullach liegt am westlichen Hochufer der Isar südlich von München.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pullach liegt in der während mehrerer Eiszeiten entstandenen Münchner Schotterebene. Die Isar hat sich seitdem 40–50 m eingegraben und ein Hochufer ausgebildet. Am Fuß des Hochufers wurde die Grundwasserschicht angeschnitten, so dass dort zahlreiche Quellen zu Tage treten.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbargemeinden sind Grünwald am gegenüberliegenden Isarhochufer sowie südlich Baierbrunn. Im Norden grenzt Pullach an München, namentlich die Stadtteile Solln und Thalkirchen. Im Westen liegt das gemeindefreie Waldgebiet Forstenrieder Park.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Pullach im Isartal teilt sich in fünf Ortsteile: Gartenstadt, Großhesselohe, Isarbad, Höllriegelskreuth und Pullach.

Gartenstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gartenstadt wurde in 1920er Jahren zwischen Höllriegelskreuth und Pullach westlich der Bahnlinie erbaut. In der Gartenstadt dominieren Reihen- und Einfamilienhäuser in lockerer Bebauung. Die Straßen tragen für Siedlungen dieser Art typische Namen wie Ahornallee, Tannenstraße und Siedlerweg. Von den ursprünglichen Häusern sind nur wenige erhalten, das einzige unverändert erhaltene Haus befindet sich in der Josef-Heppner-Str. 11 (Liste der Baudenkmäler der Gemeinde Pullach).

Großhesselohe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wehranlage Grosshesselohe unterhalb der Waldwirtschaft

Großhesselohe liegt im Norden der Gemeinde Pullach zwischen München-Solln und Isar.

Die bekannte Waldwirtschaft befindet sich am südöstlichen Ortsrand auf dem Isarhochufer. Bereits 776 wurde auf dem Areal ein Gutshof, die Schweige Hesselohe, urkundlich erwähnt. 1301 wurde sie vom Münchner Heilig-Geist-Spital erworben und ab 1330 von der Stadt München verwaltet. Das dort gebraute Bier und die idyllische Lage sorgten bei der Münchner Stadtbevölkerung für eine große Anziehungskraft. 1779 erlaubte Kurfürst Karl Theodor sogar die Abhaltung eines Jahrmarkts. Der zur Wirtschaft gehörende Vergnügungspark bot „Kaffee, etwas Wein, Bier, Brod und Tabak in Menge, Tanz und Minnespiel. Letzterem ist das Wäldchen in der Nähe des Wirtshauses viel günstiger…“, wie Christian Müller 1816 berichtete. Die Umbenennung in „Großhesselohe“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts diente als Abgrenzung zum sog. „Kleinen Hesselohe“, einem ab 1792 neu im Englischen Garten entstandenen Tanz- und Vergnügungsplatz. Schließlich wurde der Name auf den mittlerweile entstandenen Ort übertragen.

Den Westen des Ortes durchqueren die Strecke Solln–Wolfratshausen der S-Bahn München (mit dem Haltepunkt Großhesselohe Isartalbahnhof) sowie der stillgelegte Abschnitt Thalkirchen–Großhesselohe der Isartalbahn. Im Jahre 1988 wurde dieser stillgelegte Bahnhof an der nunmehr S-Bahn Haltestelle Großhesselohe in ein Brauhaus mit Wirtschaft dem damaligen „Isarbräu“ umgestaltet. Die neuen Eigentümer, ein Notar und Architekt, vollzogen langwierig und mit großen finanziellen Aufwand diese Nutzungsänderung. Die damalige erste Hausbrauerei im Münchner Randgebiet sorgte jahrelang aufgrund ihrer Besuchszahlen für eine starke Veränderung des Ortsteiles. Nach einem Jahrzehnt liebloser Vernachlässigung, wurde das „Isarbräu“, welches um das Jahr 2000 herum den Hauseigentümer wechselte, von den Wirtsleuten des Rabenwirt im Ortsteil Pullach, Familie Abenteuer, im November 2013 renoviert eröffnet. Seitdem lautet der Name „Isartaler Brauhaus“.

Im Norden Großhesselohes stehen noch Reste des Staatsbahnhofs der Bayerischen Maximiliansbahn, der am 31. Mai 1981 aufgegeben wurde. Jenseits der Bahnstrecke München–Holzkirchen, im nördlichsten Zipfel Großhesselohes, liegt am Isarufer die „Adolf-Wenz-Siedlung“. Diese ist nach dem hier früher ansässigen Tonwerk benannt, das die Ziegel für die erste Eisenbahnbrücke und die Münchner Trottoirs brannte. Die Siedlung ist mit dem Auto vom übrigen Gemeindegebiet aus nur über das Münchner Stadtviertel Thalkirchen oder eine steile Privatstraße zu erreichen.

Höllriegelskreuth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Höllriegelskreuth

Im nach Franz Höllriegel benannten Ortsteil Höllriegelskreuth befindet sich der Großteil der Pullacher Gewerbe- und Industrieunternehmen. Das Gebiet wurde in jüngerer Zeit durch zwei Lebensmittelmärkte ergänzt, die auf dem Gelände des ehemaligen „Großmarktes Pullach“ sowie einer Holzhandlung errichtet wurden. Östlich der S-Bahn-Trasse entstanden in den letzten Jahren zudem die sog. Garden Offices (engl., „Gartenbüros“), zu denen auch die neue Zentrale der Sixt AG gehört.

Isarbad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Ortsteil besteht nur aus wenigen Häusern, dem ehemaligen Bade- und dem Kurhaus am Fuß des Hochufers direkt am Isarkanal, sowie dem Isarkraftwerk und einigen kleineren Bauten. Er wird oftmals nicht als eigener Gemeindeteil angesehen.

Pullach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsteil Pullach um den Kirchplatz bildet den Kern der Gemeinde. Am Kirchplatz befinden sich das Pullacher Bürgerhaus, die alte Heilig-Geist-Kirche sowie das denkmalgeschützte Gasthaus Rabenwirt, dessen Geschichte 1852 mit einer Bierzäpflerei für die Arbeiter an den nahegelegenen Steinbrüchen begann. 1852 erhielt der damalige Wirt eine Vollkonzession und der spätere Eigentümer und Wirt, Anton Köck, betrieb das Gasthaus erfolgreich, bis zum Tode seiner Frau 1888. Im Anschluss daran verpachtete er es ab diesem Zeitpunkt an den Bildhauer und Initiator der Künstlergemeinschaft „die Raben“, Josef Heppner, welcher damals erst die Wirtstochter Anna Iberl aus der Gaststätte Iberl in Solln gehelicht hatte und sich dort jüngst als Wirt verdingte. Familie Heppner erwarb das Anwesen 1899, baute es infolgedessen bis 1903 zusätzlich mit einem großzügigen Villenanbau nördlich des Anwesens aus und schuf Platz für damals bis zu 5000 Gäste. Nach einer wechselvollen Geschichte und dem Verkauf durch die Söhne der Familie Heppner an eine familiäre Verschwägerung in den 1930er Jahren, wurde das Gebäude ab 1985 bis 2015 von den Hauseigentümern und den nunmehr seit dem Jahr 2000 neuen Wirten und Pächtern, Sibylla & Klaus Abenteuer, umfangreich saniert. Am Isarhochufer ist die Jugendherberge Burg Schwaneck zu finden. Das Gelände des Bundesnachrichtendienstes erstreckt sich östlich der S-Bahn-Linie bis zur Isar und wird von der Heilmannstraße in der Mitte in zwei Teile geteilt. An der Wolfratshauser Straße befindet sich das Pater-Rupert-Mayer-Schulzentrum; das Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach und das Freizeitbad befinden sich nahe der S-Bahn an der Hans-Keis-Straße. Die Freiwillige Feuerwehr Pullach hat mit ihrem Standort im komplett renovierten und erweiterten Feuerwehrhaus in der Kagerbauerstraße eine zentrale Lage.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hügelgräber im Ortsteil Höllriegelskreuth nahe dem Isarhochufer belegen die Besiedelung schon in keltischer Zeit. Auch die Römerstraße von Salzburg nach Augsburg überquerte das tief eingeschnittene Isartal südlich von Pullach.

Als erste geschichtliche Erwähnung zählt die Schenkung des Landgutes Hesinlohe durch Herzog Tassilo III. an das Kloster Schäftlarn im Jahr 776. Eine Kirche in Pullach wird für das Jahr 806 (nach anderen Angaben 804) in einem Güterverzeichnis des Herzogs Arnulf aus dem Jahr 1060 verzeichnet.

Die Geschichte der Ortsteile Pullach und Großhesselohe blieb bis zur Säkularisation im Jahr 1808 weitgehend getrennt.

Geschichte Großhesselohes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals in einer Urkunde Herzog Tassilos erwähnt, mit der bestätigt wurde, dass dieser Ort zum Besitz des damals gerade gegründeten Klosters Tegernsee gehört. Großhesselohe ging später aus dem Besitz des Klosters Schäftlarn an die Herren von Baierbrunn über. Bis 1900 blieb es in ungeteiltem Besitz. 1301 wurde es an das Hl. Geist Spital in München verkauft. Die Schwaige diente zur Versorgung der Insassen des Spitals. Für die Arbeiter auf der Schwaige wurde eine Kapelle errichtet, die 1698 durch einen Neubau (Teile der späteren Ausstattung wahrscheinlich Werkstatt J. B. Zimmermann) ersetzt wurde. Nach der Säkularisation ging das Gut Großhesselohe in Privatbesitz über. Zeitweise war Graf Montgelas Eigentümer, der auch ein noch bestehendes klassizistisches Schlösschen erbauen ließ. In der Folgezeit gab es zwischen der Gemeinde Pullach und der Stadt München Streitigkeiten über die Unterhaltspflichten und den Zugriff auf das Vermögen der Dreifaltigkeitskapelle. Unter den Besitzern Eduard Woellner I. sowie seinen Söhnen Eduard II. und Fritz Woellner, die das Gut mit allen Liegenschaften wie Mongelas-Schlösschen, Brauerei, Bierkeller, Waldwirtschaft und späteres Hotel Bittman erwarben, wurde ab 1919 das z. T. vollkommen abgeholzte Gelände wieder aufgeforstet.

1925 wurde durch die Brüder Eduard II. und Fritz Woellner die Woellnersche Grundstücksverwaltung Villenkolonie Großhesselohe gegründet. Danach wurde das Land parzelliert. Zug um Zug sollte das gesamte Gutsgelände, das sich vom ehemaligen Staatsbahnhof im Norden nahezu bis zur Burg Schwaneck und vom Isarhochufer bis zur Isartalbahn und teils darüber hinaus erstreckte, erschlossen und parzelliert werden. Zahlreiche Grundstücke u. a. das Woellner-Bergerl, der Bahnhofsvorplatz und die große Turnierwiese (Reit- und Fahrturniere) am Isarhochufer wurden als Erholungs- und Grünflächen ausgewiesen. Ebenfalls 1925 löste Fritz Woellner ein rund 24.000 m² großes Grundstück aus dem Gesamtbesitz und stellte es dem unter seiner Federführung gegründeten Tennisclub Großhesselohe zur Verfügung. Fritz Woellner ließ ein Clubhaus im Stil englischer Country Clubs erstellen und baute ein Garderobenhaus. Vom Tennisclub wurde er später zum Ehrenpräsidenten ernannt.

1930 wurde die Waldwirtschaft an die Spatenbrauerei verkauft. 1938 verstarb der Chemie-Fabrikant Eduard Woellner I. in Großhesselohe. Die Söhne Eduard II. und Fritz erbten den Besitz als Vorerben für die geborenen und ungeborenen Nacherben. 1939 setzte die Beanspruchung einer Fläche von rund 70 ha. entlang der Heilmannstraße durch Martin Bormann zu einem symbolischen Preis den weiteren Erschließungsarbeiten ein Ende.

Kurz nach der zwangsweisen Übereignung wurde die damals so genannte Bormann-Siedlung errichtet. Nach dem Krieg wurde das Gelände nicht zurückgegeben, sondern von der Organisation Gehlen und später dem Bundesnachrichtendienst genutzt. Während der ersten Kriegsjahre wurde auch das Gutsgebäude mit den Braukellern, Stallungsgebäuden und umgebenden Grundstücken von der NSDAP beansprucht, die Familie Fritz Woellner musste mit dem neugeboren Sohn Fritz Felix und Josefine Woellner van Baerle, der Witwe von Eduard I., ins Hotel Bittmann umziehen. Kurz darauf wurde das Gut durch die Familie an den Tee-Fabrikanten Gradinger verkauft. Der Kaufpreis wurde gestundet und war erst nach der Währungsreform fällig. Noch heute nutzt die Firma Hermes das Anwesen als Firmensitz.

Aus den Einnahmen des Grundstücksverkaufs und einer Grundstücksschenkung wurde auch die katholische Kirchenstiftung Hl. Dreifaltigkeit gegründet, die allerdings erst 1952 zum Bau einer eigenen Kirche führte, obwohl die Familie Woellner dem evangelischen Glauben angehörte. Nach dem Kriegsende wurde der weitere Verkauf von Grundstücken in Großhesselohe durch die beiden Vorerben und 3 Testamentsvollstrecker fortgesetzt. Die Gemeinde Pullach verlieh Fritz Woellner die Ehrenbürgerwürde und der Bahnhofsvorplatz erhielt die Bezeichnung Woellnerplatz.

1986 verkaufte Fritz Felix Woellner die letzte große Liegenschaft an den Tennisclub Großhesselohe. Im Besitz blieben bis heute lediglich einige Restgrundstücke aus der Parzellierung, die die Gemeinde als weitere Grünflächen benutzt.

Geschichte Pullachs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pullach war eine bäuerlich geprägte Gemeinde. Eine erste sichere Erwähnung einer Kirche ist in der Konradinischen Matrikel als Filialkirche von Thalkirchen (München) im Jahr 1315 zu finden. Ende des 15. Jahrhunderts, als die heutige alte Kirche gebaut wurde, hatte der Ort nur etwa 250 Einwohner. Der Ort war nicht wohlhabend, was sich auch daran zeigt, dass der Bau der Kirche durch wohlhabende Münchner Patrizier unterstützt wurde.

Die Einwohnerzahl Pullachs blieb bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts schwankend bei etwa 200 Personen. Erst mit der Industrialisierung wuchs die Einwohnerzahl rasch an.

Geschichte ab Mitte des 19. Jahrhunderts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Bau der Maximiliansbahn 1854 und dem Bau der Isartalbahn 1891 entwickelt sich Pullach als Ausflugsziel der Münchner. Um das hohe Fahrgastaufkommen am Staatsbahnhof bewältigen zu können, hatte der Bahnhof mindestens 6 Gleise. Die Münchner pilgerten von dort in Scharen entlang des Isarhochufers zu den großen Biergärten, der Waldwirtschaft in Großhesselohe und dem Rabenwirt im Ortszentrum, die jeweils mehr als 5000 Plätze hatten, sowie dem Bürgerbräu.

Nebenbei entwickelte sich Pullach zur Künstlerkolonie südlich von München. Mehrere Villen aus dieser Zeit am Isarhochufer sind erhalten, u.a. die klassizistische Burg Schwaneck, erbaut durch Ludwig von Schwanthaler, die heute größtenteils als Jugendherberge genutzt wird.

1892 entstanden dann in Pullach ein Bade- und ein Kurhaus an der Isar, die allerdings nur bis 1904 in Betrieb blieben.

Ab 1894 wurde im Ortsteil Höllriegelskreuth ein Wasser- und Dampfkraftwerk errichtet, ein weiteres Wasserkraftwerk entstand 1901 in Pullach. Diese legten den Grundstein für die Industrialisierung Pullachs durch die Firmen Lindes Eismaschinen (heute Linde AG) Elektrochemischen Werke München (heute United-Initiators).

Zur Zeit des Nationalsozialismus war Pullach mit der Rudolf-Heß-Siedlung Wohnort von Größen der NSDAP und Standort eines Führerhauptquartiers auf dem heutigen BND-Gelände (siehe auch Bundesnachrichtendienst).

Als eine der ersten Gemeinden im Münchner Umland nahm Pullach im Jahr 2005 eine kommunale Fernwärmeversorgung durch Geothermie in Betrieb. Über eine Bohrung in die Malmschichten wird 107 °C warmes Wasser für die Heizwärmeversorgung gefördert.

Ende Juli 2006 fand eine große Festwoche zur 1200-Jahr-Feier der Gemeinde statt.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erste Bürgermeisterin ist Susanna Tausendfreund (GRÜNE). Sie wurde im Jahr 2014 Nachfolgerin von Jürgen Westenthanner (CSU). Das Amt der Zweiten Bürgermeisterin bekleidet Cornelia Zechmeister (WiP), das des Dritten Bürgermeisters Dr. Alexander Betz (FDP).

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderatswahl 2014 [2]
(Stimmen in %)
 %
30
20
10
0
27,9
13,3
18,9
14,4
25,5

Der Gemeinderat von Pullach im Isartal besteht aus 21 Mitgliedern (mit der 1. Bürgermeisterin) und setzt sich nach der Kommunalwahlwahl 2014 wie folgt zusammen: [3]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pullach hat seit dem Jahr 1956 ein eigenes Gemeindewappen. Es besteht aus den 3 Teilen:

  • Eine Buche mit silbernen Wurzeln auf blauem Grund stellt die Herkunft des Ortsnamens dar.
  • Die um 1160 erwähnte Familie von Pullach wird auf das Uradelsgeschlecht der Herren von Baierbrunn zurückgeführt. Ein schwarzer Schild mit drei silbernen Leisten ist das Wappen der Baierbrunner.
  • Der silberne Wellenbalken symbolisiert die Isar.

Die Farben weiß und blau im Gemeindewappen weisen auf die ununterbrochene Zugehörigkeit des Gemeindegebiets zum Herzogtum Bayern hin.

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnerschaften bestehen mit folgenden Orten:[4]

Zahlreiche Aktivitäten, wie zum Beispiel der Austausch von Schülern, Sportlern und Senioren sowie das jährliche Deutsch-Französische Freundschaftsfest verbindet Pullach mit Pauillac. Auch mit der Baryschiwka und Beresan besteht ein regelmäßiger Austausch, dabei spielt aufgrund der wirtschaftlichen Situation in der Ukraine auch die humanitäre Hilfe eine Rolle.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hl.-Geist-Kirche

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grabhügelfeld aus der Hallstattzeit am Isarhochufer im Ortsteil Höllriegelskreuth.
  • Hohlweg zur Isar als Bestandteil der Römerstraße Salzburg-Augsburg am Südende von Pullach.
  • Alte Heilig-Geist-Kirche, etwa 1480–1490 am Kirchplatz im spätgotischen Stil.
  • Dreifaltigkeitskapelle von 1698 an der Waldwirtschaft im Ortsteil Großhesselohe, nur zu besonderen Anlässen geöffnet.
  • Burg Schwaneck, heute eine Jugendherberge. Der schöne Rittersaal und andere historisierende Räume sind nur bei öffentlichen Veranstaltungen zugänglich.
  • Ehemaliger Bahnhof der Isartalbahn in Großhesselohe von 1891.
  • Ehemalige Jesuitenhochschule Berchmanskolleg (jetzt Hochschule für Philosophie München) von 1925, nicht öffentlich zugänglich.
  • Großhesseloher Brücke, einst die welthöchste Eisenbahnbrücke, Neubau von 1985.

Parks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Forstenrieder Park hat ein großes Wildgehege und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Radler, Inlineskater und Spaziergänger. Außerdem bietet der Park Wildschweinen ein Zuhause, deswegen ist er größtenteils eingezäunt und mit Gattern versehen.

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pullach liegt am Hochufer der Isar. Diese hat sich hier etwa 40–50 m Meter tief in die Münchner Schotterebene hineingegraben. Oben entlang des Hochufers führt ein Fuß- und Radweg von der Großhesseloher Brücke bis über das Südende von Pullach an der Grenze zu Buchenhain hinaus. Der Weg bietet schöne Ausblicke auf das Isartal und bei klarer Sicht einen Fernblick auf die Zugspitze und das Karwendel von einem Aussichtsplatz nahe der Burg Schwaneck.

Unten im Isartal hat die Isar die Grundwasserschichten angeschnitten, so dass es an vielen Stellen Quellen gibt. Früher dienten diese auch zur Trinkwassergewinnung von Pullach und mittels einer rund viereinhalb Kilometer langen Wasserleitung auch zur Trinkwasserversorgung von Schloß Fürstenried. Heute speisen sich daraus einige artenreiche Feuchtbiotope.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Isarkanal wird im Sommer von Flößen befahren. Am Wasserkraftwerk Pullach rutschen die Flöße auf einer Floßrutsche mit 11 m Höhenunterschied herunter. Zu besichtigen am besten am Wochenende im Sommer etwa zwischen 14 und 17 Uhr.

Ausflugsziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ortsteil Großhesselohe ist die überregional bekannte Waldwirtschaft, ein Jazz-Biergarten.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BW

Pullach hat durch verschiedene Industrie- und Dienstleistungsunternehmen das dritthöchste Steueraufkommen pro Einwohner im Landkreis München nach Grünwald und Unterföhring (Stand 2007). Bei den Unternehmen ist besonders der Bereich Finanzdienstleistungen stark vertreten. In Gewerbegebiet in Höllriegelskreuth haben die folgenden Unternehmen ihren Sitz:

Weitere größere Unternehmen mit Sitz in Pullach:

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Isartalbahn verläuft in Nord-Süd-Richtung durch Pullach und war für die Entwicklung der Gemeinde im 20. Jahrhundert ausschlaggebend. Sie führt nun als Linie S7 des MVV von München nach Wolfratshausen und führte ehemals auch weiter bis Bichl. Im Gemeindegebiet liegen die von der Linie S7 meist alle 20 Minuten bedienten S-Bahn-Haltestellen Großhesselohe Isartalbahnhof, Pullach und Höllriegelskreuth. Am Nordrand der Gemeinde mündet die Bahnlinie heute in den Streckenverlauf der Bahnstrecke München–Holzkirchen ein. Diese quert dort mit der Großhesseloher Brücke im Pullacher Gemeindegebiet die Isar.

Ein Fuß- und Radweg unterhalb der Gleise der Großhesseloher Brücke führt nach München-Harlaching (Menterschwaige) und Grünwald.

Pullach liegt an der südlichen Ausfallstraße von München nach Wolfratshausen. Die Alte Wolfratshauser Straße durch Pullach ist heute nur mehr eine Ortsstraße, die B 11 wird über die 1957 angelegte Trasse westlich an den Pullacher Wohngebieten vorbeigeführt.

Pullach ist über die Staatsstraße 2872 mit der Grünwalder Isarbrücke im tief eingeschnittenen Isartal mit Grünwald verbunden.

Die nächsten Autobahnauffahrten sind Forstenried und Schäftlarn an der Garmischer Autobahn 95 sowie Oberhaching am Zubringer A 995 zur Autobahn München-Salzburg A 8.

Bundesnachrichtendienst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Heilmannstraße hat der Bundesnachrichtendienst seinen Sitz.

Die Vorgängerorganisation des BND, die Organisation Gehlen, wurde im Jahr 1947 auf dem Gelände der Reichssiedlung Rudolf Heß und des Führerhauptquartiers Siegfried angesiedelt. Die Reichssiedlung wurde in den Jahren 1936 bis 1938 als Wohnort für die Parteielite der NSDAP errichtet. Schon vor der Errichtung der Reichssiedlung hatte Martin Bormann aus Mitteln der Partei westlich der heutigen Heilmannstraße Grundstücke erworben. Auf diesen wurden nun durch den Architekten Roderich Fick auf ein zentrales Stabsgebäude ausgerichtete Ein- und Zweifamilienhäuser in schlichter Walmdachbauweise errichtet. Das Stabsgebäude war als repräsentative Villa ausgestattet und diente auch der Familie Bormann als Unterkunft. Auf dem östlich der Heilmannstraße gelegenen Grundstück wurde in den Jahren 1943 bis 1944 das Führerhauptquartier Siegfried als eines von 16 Hauptquartieren von der Organisation Todt errichtet. Das Führerhauptquartier bestand aus einem zentralen Bunker, Nahverteidigungsturm, Verwaltungs- und Mannschaftsgebäuden und war durch einen eigenen Bahnanschluss von der Isartalbahn aus erschlossen. Es wurde nie als Hauptquartier benutzt.

Einige der Gebäude aus der Reichssiedlung sind von der Heilmannstraße aus über die Mauer des BND zu erkennen. Das Gelände ist aber für die Allgemeinheit nicht zugänglich, Fotografieren ist im Bereich des BND verboten. Früher hieß der BND in Pullach zur Tarnung offiziell „Bundesvermögensverwaltung, Abteilung Sondervermögen, Außenstelle Pullach“.

Die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes wird in den nächsten Jahren schrittweise nach Berlin umziehen. Allerdings soll ein größerer Teil der technischen Zentrale in Pullach verbleiben. Die Gemeinde Pullach im Isartal verfügt über die Planungshoheit für das freiwerdende Gelände; es ist aber derzeit noch unklar, mit welchen Altlasten zu rechnen ist und wie mit den Bestandsgebäuden verfahren wird.

Persönlichkeiten, die mit Pullach verbunden sind[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Ortsgeschichte der Gemeinde Pullach im Isartal von ihren Anfängen bis zur Jahrhundertwende, Aenne Atzenbeck (Herausgeber: Ortsgemeinde Pullach, März 1956)
  • Pullach im Isartal – Unsere Heimat in Vergangenheit und Gegenwart, Herbert Drube (Herausgeber: Gemeinde Pullach im Isartal, 1982)
  • Festschrift „100 Jahre Pfarrgemeinde Hl. Geist Pullach“, Aus der Geschichte der Pfarrei Pullach, von einem früheren Ministrant (Herausgeber: Kath. Pfarramt Hl. Geist-Pullach, 1975)
  • Festschrift "125 Jahre Pfarrei Heilig Geist Pullach, Die alte katholische Pfarrkirche in Pullach, von Erwin Deprosse (Herausgeber: Kath. Kirchenstiftung Hl. Geist Pullach, 2001)
  • Pullach im Isartal – Informationen für unsere Bürger, 2006 (Herausgeber Gemeinde Pullach).
  • Christian Müller: München unter König Maximilian Joseph I, Band I, Mainz 1816, S. 372
  • Volker D. Laturell: Volkskultur in München, München 1997
  • Lothar Altmann: Schloss Fürstenried, Lindenberg 2005

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik – Tabelle 12411-001: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Bevölkerung: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) vom Juli 2016 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Bekanntmachung des Ergebnisses der Wahl des Gemeinderats 2014
  3. Ergebnis der Gemeinderatswahl auf www.pullach.de
  4. Gemeindepartnerschaften

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Pullach im Isartal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Pullach im Isartal – Reiseführer